Halfter und Führstrick gehören zur Erstausstattung für Pferde und sind für wenig Geld zu haben. Ein einfaches Set aus Nylon-Halfter und Führstrick mit Panikhaken gibt es zum Beispiel für 15 - 20€. Verschiedene Varianten von Halftern mit gepolsterten Einsätzen oder reine Lederhalfter sind etwas teurer, machen optisch aber auch mehr her. Sie versprechen mehr Komfort für das Pferd.
Also alles ganz easy?
Oft ist es nicht ganz so einfach.
Das findest du auf dieser Seite:
Welches ist die richtige Halftergröße?
Ein Halfter sollte gut sitzen, um Scheuerstellen zu vermeiden, sicheren Halt zu geben und nicht ins Auge zu rutschen. Halfter werden in vier Halftergrößen verkauft, wobei hier die Bezeichnungen je nach Hersteller variieren:
- Größe 1: Pony
- Größe 2: Cob/Vollblut (VB)
- Größe 3: Full/Warmblut (WB)
- Größe 4: Kaltblut (KB)
Welche Halftergröße ist die Richtige? Jeder Pony-und Pferdekopf ist verschieden, so dass man hier keine generellen Aussagen treffen kann. Einige Pferde sind groß, haben aber einen zierlichen Kopf. Manche Ponys haben dagegen schon fast einen Kaltblüter-Kopf.
Generell ist die Größe 1 für kleinere Ponys wie Shetlandponys und Connemara gedacht. Minishettys und kleinere Rassen haben oft noch eine eigene Größe (XS).
Größe 2 ist für große Ponys und Pony-Rassen mit großen Köpfen gedacht, wie z.B. Norweger. Diese Halftergröße eignet sich oft auch für kleinere Vollblüter mit zierlichen Köpfen.
Größe 3 ist die typische Halftergröße für Warmblutpferde, während sich die Größe 4 für sehr große Warmblüter und Kaltblüter eignet.
Wie sitzt ein Halfter richtig?
Um einzuschätzen, welches die richtige Halftergröße ist, solltest du wissen, wie ein Halfter am Pferdekopf sitzen muss. Eigentlich ganz einfach: nicht zu groß und nicht zu klein. Der Nasenriemen sollte auf dem Nasenrücken sitzen, nicht auf den Nüstern. Die seitliche Schnalle soll daher ca. 2 cm unter dem Jochnbein sitzen. Unter dem Nasenriemen sollten ungefähr 3 Finger Platz haben. An der Kehle sollte ungefähr eine Handbreit Platz sein. So engt das Halfter den Pferdekopf nicht ein, bietet aber sicheren Halt beim Führen.

Wofür eignet sich welches Halfter?
Um ein Pferd zu führen, eignet sich jedes Halfter. Aber oft gehen Pferde mit dem Halfter auch auf die Weide. Das Halfter soll zum Anbinden, für die Bodenarbeit oder sogar zum Reiten verwendet werden. Nicht jedes Halfter ist für alle Aufgaben geeignet. Für die Bodenarbeit eignet sich speziell ein Knotenhalfter. Aber Achtung: Dieses Halfter darf nicht zum Anbinden oder auf der Weide verwendet werden! Es hat keine Sollbruchstelle, wie die gängigen Stallhalfter – und kann zu lebensgefährlichen Verletzungen führen!
Ein Halfter mit weichen Stoffeinsätzen eignet sich dagegen nicht für die Bodenarbeit. Durch die weichen Stoffeinsätze werden Signale über den Führstrick oder das Bodenarbeitsseil abgedämpft und kommen nur verschwommen oder gar nicht beim Pferd an – eine schlechte Voraussetzung für die Kommunikation.
Ein Lederhalfter sieht schick aus – wird auf der Weide durch Wind und Nässe aber schnell rissig und brüchig. So kann es zu Scheuerstellen kommen.
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Art des Halfters | Nylon-Halfter | Leder-Halfter | Halfter mit Stoffeinsätzen | Knotenhalfter |
Verwendung | ||||
Anbinden | +++ | +++ | +++ | - |
Führen | +++ | +++ | +++ | +++ |
Weide | +++ | + | ++ | - |
Bodenarbeit | ++ | ++ | - | +++ |
Fotos: ©Pixabay CC0-Creative Commons
Unruhige Pferde anbinden – wie man Panik verhindert
Manche Pferde sind nicht gern angebunden. Sie sind nervös und ziehen im schlimmsten Fall sogar zurück, um sich am Halfter regelrecht „aufzuhängen“. Oft haben diese Pferde das Angebunden-sein nicht richtig gelernt. Es ist also niemals Ungehorsam, sondern der reine, natürliche Fluchtinstinkt des Pferdes, der dieses Verhalten bewirkt. Es gibt einige Tricks, um Pferden das Anbinden beizubringen.
Zunächst einmal ist wichtig zu wissen, dass jedes Pferd in diese Situation geraten kann. Binde dein Pferd daher NIEMALS an einem Knotenhalfter an! Knotenhalfter sind für die Bodenarbeit gemacht, die sind dünn und sehr stabil. Während normale Stallhalfter eine Sollbruchstelle haben, geben Knotenhalfter nicht nach. Wenn ein Pferd an einem Knotenhalfter angebunden wird und in Panik gerät, kann das Halfter ihm das Genick brechen!
Verwende also immer ein normales Stallhalfter zum Anbinden. Es ist ganz wichtig, selbst Ruhe auszustrahlen. Für die Übung ist es gut, ein befreundetes Pferd neben dein Pferd zu stellen, um Sicherheit zu geben. Wichtig für dein Pferd ist es, zu lernen, dass Angebunden sein nicht schlimm ist. Dies wird einige Übungseinheiten brauchen. Hab Geduld und teile die Übungseinheiten in kleine Häppchen von zunächst nur wenigen Minuten ein, um dein Pferd nicht zu überfordern.

Pferde anbinden an einem Anbindebalken
Wenn du zum Anbinden einen Balken aus Holz verwendest, wickle den Führstrick 1-2 Mal um den Balken herum, ohne ihn festzubinden. Zieht das Pferd nun nach hinten, bietet der gewickelte Strick zwar etwas Widerstand, gibt aber nach und lässt sich abwickeln. Das Pferd merkt, dass es zur Not aus der Situation herauskommen kann. Diese Art des Anbindens eignet sich nicht für Metallbalken. Diese sind zu glatt und der gewickelte Strick bietet keinen Wiederstand.
Pferde anbinden an einem Ring oder Metallbalken
Am Besten übst du mit einer weiteren Person. Fädle den Führtrick durch den Ring oder lege ihn um den Balken. Nun nimmst du ihn in die Hand. Bitte eine andere Person, dein Pferd zu putzen oder zu satteln. Zieht dein Pferd zurück, dann biete etwas Widerstand, aber gebe gefühlvoll nach. Versuche auf keinen Fall Gegenzuhalten! Dabei können sowohl du als auch dein Pferd sich schwer verletzen. Wenn du aber nachgibst, lernt dein Pferd, dass es nicht "gefangen" ist und beruhig sich schnell wieder.
Pferde anbinden mit einem Anbindesystem
Anbindesysteme können helfen, Pferden die Angst vor dem Anbinden zu nehmen. Die Clips bestehen aus einem Karabiner mit einer Öse. Je nachdem, wie das Anbindeseil um die Öse gelegt wird, gleitet das Seil bei leichtem oder erst bei stärkerem Zug durch die Öse. Mit einer Stellschraube kann dies zusätzlich reguliert werden. Das Seil gibt also auch hier nach – und das Pferd beruhigt sich, ohne dass Panik aufkommt.
Knotenhalfter – die Kandare unter den Halftern
Knotenhalfter sind für die Bodenarbeit gemacht. Die relativ dünnen Stricke und die Knoten an sensiblen Punkten des Pferdekopfes lassen eine präzise Hilfengebung mit wenig Druck zu. Aber: wie eine Kandare kann das Knotenhalfter die Arbeit verfeinern – es birgt aber in den falschen Händen auch die Gefahr von Schmerzen oder sogar Verletzungen für das Pferd! Möchtest du mit einem Knotenhalfter arbeiten, solltest du dich also vorher in die Grundlagen des Horsemanship von einem erfahrenen Trainer einweisen lassen. Und niemals solltest du dein Pferd an einem Knotenhalfter anbinden!
So sitzt das Knotenhalfter richtig
Der Nasenriemen des Knotenhalfters soll auf dem knöchernen Teil der Nase sitzen und darf nicht zu weit über die Nüstern rutschen. Der untere Teil der Pferdenase besteht aus Knorpel - die scharfe Einwirkung des Knotenhalfters kann hier Schmerzen verursachen! Achte darauf, dass das Knotenhalfter bei Zug am Seil in verschiedene Richtungen nicht ins Auge rutschen kann. An der Kehle sollte das Halfter genug Raum lassen, mindestens eine handbreit.




- Ziehe das Seilende durch die seitliche Schlaufe des Knotenhalfters.
- Wickle das Seilende von hinten nach vorn um die Schlaufe.
- Ziehe das Seilende durch die neu enststandene Schlaufe.
- Ziehe den Knoten fest.
So ist es korrekt: Der Knoten umfasst die Schlaufe und das Seilende zeigt vom Auge weg.
So bitte nicht:


Mit etwas Übung schaffst du es schnell, den richtigen Knoten zu binden. Viel Spaß bei der Bodenarbeit!
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